Elisabeth Dauthendey - Erotische Novellen

Drei ganz junge Mädchen Der See war sehr blau. Schneeweiße Schwäne schwammen sanft und leise wie junge Träume über ihn hin. Die drei saßen im Kahn und glitten langsam und versonnen in den vielfarbigen Sommerabend hinein. Vom Ufer fiel das schwanke Weidengezweig über das Wasser und baute grüngoldne Tore über sie hin. Der singende Abendwind flog über den rauschenden Wald die Höhen hinan und schüttete die zarten, heimlichen Düfte seines sonnendurchhauchten Laubes auf sie hinab. Hoch in den Tannen verstrickt flammte der purpurne Abendschein und legte der jungen Holdseligkeit goldne Strahlenkränze auf Haar und Antlitz. Ein Hauch von Reinheit und Stille war um sie her. Ihre Augen leuchteten wie Sterne, die nichts von dem Himmel wissen, aus dem sie erblühen. Ihre zarten Seelen ruhten wie kostbare Edelsteine in der goldnen Schale ihrer unberührten Jugend. Ein Dreiklang von unendlicher Süße und Schöne schwebte mit ihnen über die abendstillen Wasser. Die an den Rudern saß, war schwarzhaarig. In den dunklen Augen sprühten kleine, goldne Funken auf, die samtzarte Haut hatte die Farbe neu erblühter Rosen, ihre kraftvollen Glieder dehnten und spannten sich in wallendem Rhythmus des reifenden Blutes. Sie spielte lässig mit den Rudern im Wasser, der leichte Kahn ließ sich willig treiben. Am Steuer lehnte Bella, träumerisch versunken. Ihr Goldhaar funkelte und glitzerte im Abendrot, in dem strahlenden Blau der Augen lag eine Welt von jener ziellosen Zärtlichkeit und Sehnsucht, die so entzückend zu schauen ist und doch so traurig macht. Ihre Haltung hatte die schlaffe Lässigkeit, die das plötzliche Wachstum letzter Entfaltungen zu begleiten pflegt. Ihre Arme hingen nachgiebig über den Rand des Bootes, und die bleichen, schlanken Finger überließen sich wohlig dem gleitenden Spiele der Wellen. Auf einer roten Seidendecke, in der Mitte des Kahnes am Boden hingestreckt, lag die dritte. Ihre Augen waren geschlossen. Das zarte Mädchenangesicht und die eingliedrige Gestalt, von dem dreifachen Rot der Seide, des Abendlichtes und der in diesem Lichte aufglühenden Farbe märchenhaft umhüllt, war von jener unirdischen Süße, wie sie Fra Angelicos holdseliger Kunst entstrahlt. Die beiden anderen sahen diese Schönheit nicht. Von sich selbst erfüllt und dennoch ihrer selbst noch unbewußt, blickten ihre Seelen gleichsam ins Leere, an aller Unendlichkeit der Fülle des

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